mmer häufiger sieht man Läufer mit bunten Klebestreifen an Knien und Wade. Was bringt Kinesio-Taping? Das Kinesiotape dient der Unterstützung der körpereigenen Heilungsvorgänge.
Beim Sport kommt es immer wieder zu Verletzungen und Überlastungen von Sehnen, Bändern oder Muskeln. Diese werden normalerweise bandagiert oder geschient, sodass die betroffenen Patienten über einen längeren Zeitraum in ihrem Bewegungsapparat eingeschränkt sind.
In Asien und Amerika werden Sportverletzungen schon seit vielen Jahren mithilfe von elastischen Klebepflastern behandelt, die aus hochwertiger Baumwolle bestehen und Eigenschaften ähnlich der menschlichen Haut (130 bis 140 % Eigendehnung) besitzen.
Kinesio-Tapes
Das Kinesiotape ist ein hochelastisches, atmungsaktives und hautfreundliches Klebeband auf Baumwollbasis mit einer Acrylbeschichtung. Es ist in der Lage, sich wie eine zweite Haut zu dehnen und wieder zusammen zu ziehen, ohne dabei die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Anders als bei den bekannten ABC-Pflaster, werden keine Arzneistoffe verwendet, um die Durchblutung und den Stoffwechsel zu fördern und Schmerzen zu lindern.
Bänder, Sehnen und Gelenke lassen sich durch die Tapes in ihrer Funktion beeinflussen und stärken.
Die Wirksamkeit der Kinesiotapes beruht einzig und allein auf der Anlegetechnik. Wenn ein Kinesio-Tape auf eine Körperstelle angebracht wird und die beklebte Hautfläche mit dem Pflaster verbunden ist, wird die Haut in Wellenform angehoben, wodurch die tiefer liegenden Gewebeschichten von Druck entlastet werden. Dadurch verbessert sich die Durchblutung der getapeten Stelle, Schwellungen, Ödeme und Hämatome sowie Blockaden und Schmerzen können sich lösen, und die Selbstheilungskräfte des Organismus werden aktiviert.
Da das Kinesiotape elastisch ist, reguliert das Heilpflaster zwar den Muskeltonus und stützt die Gelenke, schränkt aber die Bewegungsfreiheit nicht ein, was den grossen Unterschied zum herkömmlichen Bandagieren und Verbinden ausmacht. Das hat den grossen Vorteil, dass sich die Muskeln weiter beanspruchen lassen und sich daher nicht zurückbilden. Infolgedessen muss die Muskulatur auch nicht wieder neu aufgebaut werden, wie es nach einem klassischen Taping notwendig ist.
Anwendungsbereich
Das Sporttape wird gegen Muskel-, Faszie- oder Sehnenbeschwerden und zur Leistungsverbesserung durch permanente Stimulation der Rezeptoren eingesetzt. Der natürliche Heilungsprozess wird durch die bessere Durchblutung im getapten Bereich gefördert.
Sehnenzerrungen und Reizungen (z.B. Achillessehne)
- Bänderzerrungen (z.B. Sprunggelenk, Kniegelenk)
- Kniescheibenprobleme
- Gelenkinstabilitäten
- Muskelverletzungen / -verspannungen / -verkrampfungen
- Nervenentzündungen
- Schulterschmerzen
- Beschwerden an der Hals-, Brust-, Lendenwirbelsäule
- Sehnenscheidenentzündungen
- Sehnenansatzerkrankungen (z.B. Tennisarm, Golferarm, Patellaspitzensyndrom)
- Verletzungen des oberen Sprunggelenkes
- Akute oder chronische Rückenschmerzen
- Lymph- und Gelenkschwellungen
- Nervenreizungen (z.B. Carpaltunnelsyndrom, Ischiadicusreizung)
Bei allen positiven Aspekten sollte jedoch nicht übersehen werden, dass Taping kein Allheilmittel ist und bei Beschwerden, die nicht vornehmlich muskulärer Natur sind, auch nicht helfen kann. So müssen zum Beispiel starke Knieschmerzen, die auf einen Knorpelschaden zurückzuführen sind, anders therapiert werden. Und wenn Rückenprobleme auf einen falschen Laufstil beruhen, dann helfen auch die bunten Streifen nicht viel.
Wirkung
Die wesentlichen Wirkungen sind Schmerzlinderung, Abschwellung, Tonisierung oder Detonisierung von Muskeln und Schutz der Gelenke vor Fehlbeanspruchung. Diese Wirkung erreichen die Kinesiotapes durch folgende Mechanismen
- Massage / Stretchingreiz auf die Muskulatur und ihre Begleitschichten
- Verbesserung der Durchblutung, hierdurch besser Nährstoffversorgung und Abtransport von Schmerzmediatoren
- Gesteigerter Durchfluss des lymphatischen Systems, hierdurch bessere Entschlackung und Mikrozirkulation
- Erhalt der Muskelsubstanz durch Vermeidung von Ruhigstellung - Wirkung auf drei Typen von Rezeptoren in der Haut und im Körperinneren.
Das Kinesiotape dient der Unterstützung der körpereigenen Heilungsvorgänge.
Richtig Tapen
- Rasieren sie am Tag zuvor die Hautstelle, die Sie tapen möchten
- Tragen Sie das Tape nach dem Duschen auf die trockene Haut auf. Diese zuvor nicht eincremen.
- Das Tape kann bis zu 7 Tage auf der Haut bleiben. Es ist wasserfest, man kann damit duschen und (kurz) schwimmen.
- Nach dem Duschen das Tape nicht mit dem Handtuch abreiben, sondern trocken tupfen, um es vollständig zu trocknen. Eventuell kalt oder leicht warm trocken föhnen.
- Gelöste Taperänder vorsichtig abschneiden, wenn möglich keine Ecken schneiden.
- Leichter Juckreiz kann kurzzeitig vorkommen.
- Wenn Sie das Tape entfernen möchten, ziehen sie es vorsichtig von der Haut (Haarwuchsrichtung). Am besten gelingt dies auf trockener Haut oder nach einem längeren Bad, jedoch nicht nach dem Duschen.
- Mit Öl oder Sterilium können die Kleberesten einfach von der Hau entfernt werden.
Taping
Im Aufbringen der elastischen Tapes unterscheidet man folgende Anlageformen.
- Muskelanlage (tonisierend oder detonisierend)
- Ligamentanlage (für Bandstrukturen)
- Lymphanlage (Fascientechnik) Cross-Tapes = vorgefertigte Gitterstruktur für Schmerz- oder Akpunkturpunkt
Farbe
Die Frage nach den Farben und ihren Bedeutungen ist eine, die selbst eingefleischte Befürworter spaltet. Obwohl von der Wirkung des Tapes überzeugt, halten viele Therapeuten die Wahl der Farbe für unbedeutend und überlassen diese dem Geschmack des Patienten. Pink, Hellblau, Schwarz und Hautfarben sind die vier klassischen Varianten.
- Rot und Pink als warme Farbe unterstützen über die Farbenergetik eine bessere Durchblutung - verstärken die Energie.
- Blau und Hellblau als kalte Farbe lässt z.B. eine Gefässverengung erzeugen, sediert die Energie.
- Grün gilt als heilend und hat eine ausbalancierende Wirkung.
- Gelb hat eine positive Wirkung. Es hellt die Seele auf, macht aufmerksam und wach.
- Beige (hautfarbenes Tape) haben eine neutrale Wirkung.
- Schwarz bringt Stabilität.
Zusammenfassende Grundprinzipien
In der Regel verwendet man Kinesio- oder Akupunktur-Taping nicht alleine, sondern in Verbindung mit anderen Behandlungsmethoden wie Krankengymnastik, Massage, Elektrotherapie, manuelle Medizin, Infiltrationen u. s. w.
In der Prophylaxe beim Sportler werden die Tapes gezielt für einige Stunden angelegt. In der ärztlichen Behandlung kommen üblicherweise mehrere Tapeanlagen nacheinander mit Verweilzeiten von jeweils ca. 3 – 7 Tagen zum Einsatz.
Aus dem Leistungsport ist das Kinesio-Taping nicht mehr weg zu denken. Im Breitensport und in der orthopädischen / physiotherapeutischen Praxis gewinnt es immer noch an zunehmender Bedeutung. So setzen wir es z. B. bei einem gern als Hexenschuss bezeichneten akuten Rückenschmerz nach manualmedizinischer Deblockierung der Blockaden und Anspritzen der betroffenen Wirbelsäulengelenkverbindungen als Akupunktur-Taping bis zur nächsten Kontrollvorstellung ein.
Akute Verletzungen gehören in die Hand eines Arztes oder Physiotherapeuten!